Itadakimasu!

Ein Blick in den Sprachführer verrät, dass "Guten Appetit" auf Japanisch いただきます (itadakimasu) heißt. Doch es steckt viel mehr dahinter.

Mit "Guten Appetit" wünschen wir den anderen am Tisch eine leckere Mahlzeit und ein schönes gemeinsames Essen.

Itadakimasu dagegen ist ein Ausdruck der Dankbarkeit. Man dankt den Pflanzen, die für das Essen geerntet wurden, und den Tieren, die dafür ihr Leben ließen. Man dankt dem Kaiser, den Eltern, dem Bauern, dem Fischer, dem Koch und überhaupt jedem, der seinen Beitrag dazu leistete, dass man jetzt eine köstliche Mahlzeit zu sich nehmen darf. Man macht sich bewusst, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Nimmt man den Gedanken ernst, gehört es deshalb auch dazu, alles bis auf das letzte Reiskörnchen aufzuessen.

Die ursprüngliche Bedeutung von itadakimasu war "etwas über seinen Kopf heben". Der Buddhismus brachte den Brauch in das Land, einen Gegenstand, den man von einer höhergestellten Person entgegennahm, als Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung zuerst höher als seinen Kopf zu halten. Im Laufe der Zeit wurde daraus dann ein genereller Ausdruck, einen Gegenstand höflich entgegenzunehmen.

Der Gebrauch vor dem Essen ist jedoch verhältnismäßig neu. Bis in das frühe zwanzigste Jahrhundert war er nur regional verbreitet, bevor er landesweit üblich wurde. Bis heute ist es regional unterschiedlich, ob man dabei die Hände zusammenlegt oder nicht.

PS: Am Ende einer Mahlzeit sagt man ご馳走様でした (gochisōsama deshita) - "Das war ein Festmahl."

Über die Aussprache

Japanisch kennt gleich drei Schriftsysteme. Keines davon entspricht unserer Schrift. Um uns das Lesen zu erleichtern, gibt es deshalb verschiedene Umschriften, die japanische Wörter in lateinischen Buchstaben darstellen. Die bekanntesten sind das Hepburn-System und das in diesem Blog verwendete Kunrei-System.

Damit wird beispielsweise aus 東京 das Wort Tōkyō. Lesen können wir es jetzt schon mal. Aber wie spricht man es richtig aus? Und was bedeuten diese Striche über dem O?

Aus der Sicht eines Deutschsprachlers haben wir einen kleinen Vorteil, denn grundsätzlich kann man japanische Wörter aussprechen, als wären sie deutsch. Für den Anfang braucht man nur ein paar wenige Ausnahmen zu beachten:

  • Das J wird "dsch" ausgesprochen, so wie in "Dschungel".
  • Das R wird wie eine Mischung aus R und L gesprochen. Das braucht ein wenig Übung.
  • Das S wird etwas schärfer gesprochen, so wie ein "ß".
  • Am Wortende wird ein U meist nur angedeutet, "desu" wird zum Beispiel "deß" ausgesprochen.
  • Das Z wird wie unser S gesprochen.

Vokale werden stets kurz gesprochen. Wenn sie gedehnt werden sollen, steht ein Makron (ō) oder manchmal auch ein Zirkumflex (ô) darüber. Wir können uns das wie ein angehängtes Dehnungs-H vorstellen. Also:

  • 東京 → Tōkyō → Gesprochen: Tohkyoh
  • 京都 → Kyōto → Gesprochen: Kyohto
  • 大阪 → Ōsaka → Gesprochen: Ohßaka
  • 横浜 → Yokohama → Gesprochen: Yokohama (nicht "Yoh-koh-hah-ma")

Neben ihren drei Schriftsystemen lernen japanische Schüler übrigens auch unsere lateinische Schrift, dort rōmaji genannt. Sie spielt im Alltag aber nur eine Nebenrolle.

Engrish

Im Internet sind unter dem Begriff Engrish mehr oder weniger lustige Pannen zu finden, die dadurch entstehen, dass die Buchstaben R und L verwechselt wurden. Was ist da eigentlich dran?

Wir alle erwerben unsere elementaren Sprachfähigkeiten im frühesten Kindesalter. Für deutsche Muttersprachler sind "vier" und "viel" zwei völlig verschiedene Wörter, denn wir haben von Kindheit an gelernt, sie an ihrem Klang zu unterscheiden.

Die japanische Sprache unterscheidet nicht zwischen den Lauten R und L. Sie kennt nur einen Mischlaut, wie wir oben gesehen haben. Für japanische Fremdsprachenschüler klingen Wörter wie "vier" und "viel" (oder auch englische wie "right" und "light") deshalb erst einmal ziemlich gleich. Sie müssen den Unterschied mühevoll erlernen.

Wie schwer das für einen Erwachsenen ist, kann man in diesem YouTube-Video selbst herausfinden. Das chinesische Wort "ma" bedeutet "Mutter", "Hanf", "Pferd" oder "schimpfen" - je nach Betonung. Ein chinesischer Muttersprachler hört hier vier völlig unterschiedliche Wörter, während sie für unsere Ohren irgendwie gleich klingen. Ein aus unserer Sicht unbedeutender Betonungsfehler führt bereits dazu, dass man seine Mutter als Pferd bezeichnet.