Reisetagebuch 2024

Was für ein Tag!

Eigentlich fing er ganz harmlos an. Wir verließen Yokohama und fuhren zu unserer nächsten Station Okayama. Unser Ziel für heute war die Aussichtsstation Washuzan, von wo aus man einen fantastischen Blick auf die 60 km lange Brücke Shimanami Kaidō hat, welche die Hauptinsel Honshu mit der Insel Shikoku verbindet. Die Aussichtsstation ist leider etwas schwer zu erreichen. Busse fahren nur stündlich, nehmen einen riesigen Umweg und halten nicht in der Nähe. Tatsächlich ist man zu Fuß schneller dort, wenn man gut zu Fuß ist. Was wir sind.

Der Weg dorthin begann bei leichtem Regen, wir hatten Regenschutz mit. Und die Aussicht hielt, was sie versprach, selbst bei dem trüben Wetter. Dann machten wir uns auf den Rückweg, natürlich wieder zu Fuß, weil die Bushaltestelle weit weg war und der Bus selten kam.

Leider nahm der Regen immer weiter zu, zuletzt schüttete es aus Kübeln. Wir hatten keine Wahl, außer den Weg zum Bahnhof zu Ende zu gehen. Nass bis auf die Knochen kamen wir dort schließlich an.

Den Rest des Abends werden wir damit verbringen, unsere Sachen irgendwie zu trocknen. Außerdem müssen wir den morgigen Tag planen. Momentan ist Taifun Nummer 21 (auch Kong-rey genannt) auf dem Weg nach Japan, was für November sehr ungewöhnlich ist. Er verspricht, noch mehr Regen zu bringen, so dass wir eventuell einen Hoteltag einlegen müssen.

Es bleibt spannend, aber wir sind guter Dinge bei diesem Abenteuer!

Der Tag fing früh für uns an. Um 5 Uhr morgens heulte draußen eine einsame Sirene. Sie führte dazu, dass wir und ein paar weitere beunruhigte Hotelgäste zehn Minuten später an der Rezeption standen und fragten, was das zu bedeuten hat. Der Nachtportier erklärte uns lediglich, dass wir uns keine Sorgen zu machen bräuchten. Nun gut… 🤔

Der Taifun Nummer 21 hatte sich zu einem tropischen Tiefdruckgebiet abgeschwächt, brachte aber dennoch reichlich Starkregen über das ganze Land und wirbelte den Fahrplan der Shinkansen-Schnellzüge mächtig durcheinander. Teilweise gab es Verspätungen von über vier Stunden!

Wir entschlossen uns, den Vormittag auf dem Hotelzimmer zu verbringen, um nicht schon wieder bis auf die Knochen nass zu werden. Am Nachmittag brachte uns dann ein 70 Minuten verspäteter Shinkansen an unseren nächsten Übernachtungsort: Fukuyama. Dort kam sogar die Sonne heraus, als wäre nichts gewesen, und erlaubte uns einen ersten Eindruck von der Stadt und insbesondere seiner schönen Burg.

Heute besuchten wir den Shinshōji, einen buddhistischen Tempel. Er liegt in der Nähe von Fukuyama und ist mit einer knapp dreißigminütigen Busfahrt durch ländliche Vororte zu erreichen. Die Anlage wurde 1965 errichtet und ist damit verhältnismäßig neu, was man gut an der Haupthalle aus Sichtbeton erkennt.

Dazu gehört ein recht großer Park, durch den man spazieren, meditieren und sein inneres Gleichgewicht wiederfinden kann. Wer möchte, kann dort für einen Tag selbst das Zen erleben. Von einem Mönch angeleitet, gibt es erst einmal ein Frühstück, danach begibt man sich an die meditative Abschrift von Sutren, im Anschluss gibt es dann noch eine Teezeremonie. Für uns reichte das einfache Zen, das wir erlebten, als wir in dem Park bei Wassergeplätscher und Vogelgezwitscher sicher um die zweihundert Fotos machten. 😁

Morgen geht es zu unserer nächsten Station: Fukuoka.

Das Hotel hier in Fukuoka ist schon vorbereitet für Weihnachten.

Bevor wir mit dem Shinkansen-Schnellzug nach Fukuoka weiterfuhren, genossen wir noch unseren Aufenthalt in Fukuyama. Am gestrigen Abend machten wir noch eine Fotorunde an der Burg.

Heute Vormittag hatten wir noch etwas Zeit totzuschlagen und besuchten auf gut Glück ein paar Tempel und Schreine. Besonders gefallen hat uns der Hachimangu-Schrein, welcher überraschend groß und prächtig verziert war. Heute fand dort allerdings ein Fest statt, möglicherweise ein vorgezogenes Shichi-Go-San zu Ehren der Gesundheit kleiner Kinder. Die Jungen und Mädchen waren in bunten Kimono prächtig angezogen, begleitet von ihren stolzen Eltern und Großeltern sowie Fotografen, die das Ereignis festhielten. Selbstverständlich machten wir hier keine Fotos, auch wenn wir das gerne gemacht hätten.

Am Bahnhof von Hakata schwappte dann die erste Weihnachtswelle auf uns hernieder. Ein riesiger, bunt flackernder Weihnachtsbaum und festliche Illumination beleuchteten den Vorplatz. Es gab Buden mit etlichen "typisch deutschen" Weihnachtsartikeln (wie Glühwein, Bier, Kerzen oder… ääh… Gewürzgebinden). Auf einer Bühne schmetterten Live-Sängerinnen und -Sänger amerikanische Weihnachtslieder. Und das bei gefühlten 25°C Tagestemperatur. Sag da noch mal einer, dass bei uns die Lebkuchen zu früh im Supermarkt zu kaufen sind. 😉